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Freitag, 10. August 2012

Hardwarecheck: PlayStation Vita

Vor einiger Zeit habe ich ja schon den Nintendo 3DS bzw. den 3DS XL unter die Lupe genommen. Heute geht es weiter mit dem direkten Konkurrenten, der PlayStation Vita von Sony. Für Lob, Kritik und Anregungen bin ich dankbar!

Sonys zweiter Versuch

Die PlayStation Vita ist bekanntlich der Nachfolger der PlayStation Portable. Sony versuchte Ende 2004 in Japan und Anfang 2005 in Europa und den USA in den Handheldmarkt einzusteigen und Nintendo ein paar Marktanteile zu klauen. Bis heute betrachtet hat es leider auch zu viel mehr nicht gereicht. Die PSP war ein gutes Gerät mit starker Technik. Kamen anfangs nicht viele Spiele dafür raus, wurden in späteren Jahren besonders Rollenspiele-Fans mit vielen tollen Titeln versorgt. Durch diesen Umstand gelang es Sony in Japan sich sogar zeitweise vor dem übermächtigen Nintendo DS zu positionieren. Im Westen blieb der Handheld allerdings weit hinter den Erwartungen zurück. 

7 Jahre später, besser gesagt Ende 2011 startete Sony dann den nächsten Anlauf. Die PlayStation Vita soll nun das richten, was die PSP auf Dauer gesehen nicht geschafft hat. Ob der Zusatz Vita wortwörtlich für ein langes Leben der Hardware sorgen wird erfahren wir erst in den nächsten Jahren. Soviel vorweg: Es war ein konsequenter aber auch mutiger Schritt und stellt mit Sicherheit eine Bereicherung für den Videospielemarkt dar.

Technische Spezifikationen

Die PlayStation Vita kann man mit fug und recht als kleines Technik-Monster bezeichnen. Standen Handhelds bislang immer im Schatten der Heimkonsolen ist dieser Unterschied nun fast dahingeschmolzen. Warum sie der aktuellen Generation zum Teil problemlos das Wasser reichen kann erkläre ich anhand einiger Zahlen hier:

Allgemein:

Typ: Handheld-Spielekonsole
Maße: 18,2 cm (B) x 8,4 cm (H) x 1,9 cm (T)
Gewicht: WiFi-Version: 260 Gramm, 3G-Version: 279 Gramm
Startpreis: 249 Euro (WiFi-Version), 299 Euro (WiFi/3G-Version)
Release: Japan: 17.12.2011. Europa und USA: 22.02.2012.
Medientyp: Flash-Speichermodul
inbegriffene Software: near, Begrüßungscenter, Party, Google Maps, Inhaltsmanager
unterstützte Speichermedien: PlayStation Vita Memory Card (bis 32 GB)
Netzwerk: 802.11b/g/n, WEP, WPA, WPA 2
integrierte Komponenten: Rückseiten-Multi-Touchpad (kapazitiv), 2 VGA-Kameras, Mikrofon, GPS, Gyrosensor
Kamera-Auflösung: vorn und hinten: 640x480 bei 0,3 Megapixel
Ton: Stereo, Virtual Dolby Surround über Kopfhörer (2,5 mm Klinke)
unterstützte Audio-Formate: MP3, MP4, AAC, WAVE
unterstützte Video-Formate: MPEG4, H.264, DivX AVI, FLC
unterstützte Bild-Formate: JPEG, BMP, GIF, PNG, TIFF
Abwärtskompatibilität: zu fast allen PSP-Spielen (über Download), PSone-Spiele (über Download)

Display:

Hersteller: Samsung
Typ: Super-AMOLED+ Multi-Touchscreen, kapazitiv
Maße: 12 cm (B) x 6,3 cm (H)
Auflösung: 960x544 Pixel
Farbtiefe: 16,7 Millionen Farben

CPU:

Typ: ARM CortexTM-A9 Quadcore @1,4 GHz
Arbeitsspeicher: 512 MB RAM (zum Vergleich: PS3 und Xbox360: 256 MB RAM, 3DS: 128 MB RAM)

GPU:

Typ: PowerVR SGX 543 MP4+ Quadcore-Prozessor
Grafikspeicher: 128 MB VRAM (zum Vergleich: 3DS: 4 MB VRAM, PS3 und Xbox360: 256 MB VRAM)

Akku:

Typ: Lithium-Ion
Laufzeit: 3-5 Stunden (je nach Auslastung), erweiterbar auf ca. 10 Stunden durch externen Lithium-Ionen-Akku

Empfehlenswerte Spiele
  • Rayman Origins (Sehr gute Umsetzung der Heimkonsolenversion, leider ohne Online-Koop-Modus)
  • Uncharted: Golden Abyss (technisch herausragend, gute Nutzung der PS Vita Fähigkeiten)
  • Virtua Tennis 4 (grafisch spitzenmäßig von Heimkonsolen umgesetzt, Muss für Tennis-Fans)  
  • Ninja Gaiden Sigma Plus (leicht erweiterte gute Umsetzung der PS3-Version)
  • Gravity Rush (sehr innovatives Spiel mit fesselnder Story)
  • Wipeout 2048 (neuester Teil der berühmten Wipeout-Serie, grafisch sehr gut)
  • FIFA Soccer (orientiert sich spielerisch und grafisch an FIFA 11)
  • Escape Plan (herausforderndes Rätselspiel mit interessantem Grafikstil)
  • Everybody's Golf (Pflichtspiel für Golf-Fans)
  • The Pinball Arcade (physikalisch akkurates Flipper, welches stetig mit neuen Original-Tischen erweitert wird)
Da die PS Vita von Haus aus Region Free ist kann man Spiele aus aller Welt ohne Probleme kaufen und darauf abspielen.

Im PS Store sind zudem schon viele PSP-Titel sehr preiswert erhältlich, die ihr Geld locker wert sind. Wie oben schon erwähnt kommen hierbei besonders Freunde fernöstlicher Rollenspiele voll auf ihre Kosten, da das Angebot breit und qualitativ hervorragend gefächert ist. In den kommenden Monaten erscheinen potentiell vielversprechende Titel wie Little Big Planet Vita (21.09.2012), FIFA 13 (28.09.2012), PlayStation All-Stars Battle Royale (23.10.2012), Assassin's Creed III: Liberation (31.10.2012), Need for Speed Most Wanted (31.10.2012) und Call of Duty Black Ops II: Classified (November 2012).

Einige Spiele wie z.B. Wipeout 2048, The Pinball Arcade oder das kommende PlayStation All-Stars Battle Royale bieten zudem Cross-Play in Verbindung mit der PS3-Version. Spieler beider Versionen können gegeneinander spielen und ihre Bestzeiten und Highscores in eine gemeinsame Rangliste eintragen.

Der PS Store und die Krux mit den Accounts

Wie auf der PS3 kann man als Spieler der PS Vita auch auf den PS Store zugreifen. Es ist hierbei möglich entweder direkt von der PS Vita auf den Store zuzugreifen oder mit der PS3. Letztere gibt einem die Möglichkeit, Inhalte wie PSP- oder PS Vita-Spiele sowie Apps runterzuladen und auf die PS Vita mittels integrierter Inhaltsmanager-Software zu übertragen. 

Soweit so gut doch die Sache birgt einen Haken: Konnte man mit der PS3 ohne weiteres Inhalte aus ausländischen Stores runterladen und auf jedem Account benutzen geht dies mit der PS Vita nur stark eingeschränkt. Sony hat sich nämlich überlegt, dass man mit der PS Vita immer nur einen Account gleichzeitig verwenden darf. Da dies in der Regel der deutsche (oder wo immer man herkommt) Hauptaccount ist wird man praktisch begrenzt auf das Angebot im hiesigen Store. Theoretisch könnte man zwar den Account löschen, sich einen ausländischen Account erstellen und auch Inhalte runterladen und zurück wechseln zum wieder neu erstellten Hauptaccount, doch wird das durch den Umstand verhindert, dass man zum "Account-Hopping" die PS Vita komplett in den Werkszustand zurück versetzen muss, wodurch installierte Spiele wieder verloren gehen. 

Dazu kommt, dass man dies auch nicht über die Memory Card umgehen kann, da sämtliche Downloads mittels digitaler Signatur an den Account gebunden sind, mit dem sie ursprünglich heruntergeladen wurden. Man kann hier nur hoffen, dass Sony dieses Konzept bald ändert und genauso offen gestaltet wie auf der PS3. Somit könnte man auch über Downloads vom fehlenden Regionencode Gebrauch machen.

Fazit

Sony hat mit der PlayStation Vita eine sehr durchdachte Hardware veröffentlicht. Technisch sehr potent kommt sie nahezu auf ein Level mit den aktuellen Heimkonsolen. Das Display ist absolute Klasse und Referenz im mobilen Bereich, die Features wie das Rückseiten-Multi-Touchpad, der Gyrosensor oder das integrierte GPS grenzen es deutlich von einem Spielzeug ab und machen es zu einem vielseitigen Gadget für Erwachsene. Die beiden Kameras sind zwar hoffnungslos überholt und sind nicht dazu geeignet, gestochen scharfe Fotos zu schießen. Ihre Aufgabe als Webcam im Videochat z.B. über die kostenlose Skype-App machen sie aber erstaunlich gut. Auch die Tonqualität weiß zu überzeugen, auch wenn ich der Meinung bin, dass der 3DS zumindest über Kopfhörer die Nase leicht vorn hat. 

Der integrierte Webbrowser macht seine Sache gut. Möchte man auf Youtube-Clips zugreifen muss man hierfür allerdings die sehr gut gelungene Youtube-App verwenden, die ebenso gratis ist wie die bereits erwähnte Skype-App und weitere Apps für Facebook, Twitter, Flickr und foursquare. Ansonsten genießt man gewohnte Vorteile wie man sie teilweise von der PS3 kennt. Sämtliche Spiele unterstützen Trophäen und man kann jederzeit während des Spielens miteinander chatten, auch wenn man verschiedene Spiele spielt. Dieser Cross-Game-Chat geht in der Form bis jetzt nichtmal auf der PS3. Ebenfalls sehr schön ist die Möglichkeit, laufende Anwendungen jederzeit unterbrechen und wechseln zu können ohne sie dafür zu beenden.

Ein Nachteil ist die nach wie vor dürftige Spieleauswahl. Hier muss mehr kommen und wie man oben gelesen hat wird es auch bald so kommen. So nett die gute PSP-Spieleauswahl auch ist. Aber wer eine neue Hardware kauft möchte logischerweise auch neue Spiele haben. Die Begrenzung auf einen einzigen Account stößt genauso sauer auf wie die Tatsache, dass die PS Vita leider über keinen internen Speicher verfügt und mit sündhaft teuren Memory Cards gefüttert werden muss. Gerade in Hinblick auf die momentane DLC-Politik ein eher unverständlicher Schritt der Sony-Ingenieure. 

Schlussendlich kann man sagen, dass man es hier mit einem Handheld zu tun hat, dessen Potential geradezu unerschöpflich ist. Wenn Sony es schafft, dieses Potential vollständig zu entfalten und mehr Drittanbieter ins Boot holt steht dem Erfolg nichts im Wege. Ein Führungswechsel im Handheldmarkt ist zwar unwahrscheinlich, aber es könnte gelingen einen weiteren großen Big Player neben Nintendo zu stellen, der die Konkurrenz gehörig anspornt. Sicherlich ist nicht alles an dem Gerät perfekt, aber die Möglichkeiten sind da und brauchen nur genutzt zu werden. Vielleicht wäre eine Preissenkung ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Meiner Meinung nach ein sehr empfehlenswertes Gerät, an dem kein Zocker auf kurz oder lang vorbei kommt. Wer auf mobile Heimkonsolen-Qualität kombiniert mit innovativen Fähigkeiten wert legt muss sie sich kaufen. Ich glaube, dass Sony die anfänglichen Schwierigkeiten in den Griff kriegt und ähnlich wie mit der PS3 und PSP nach einigem Anlauf auch die PlayStation Vita auf dem Markt etablieren wird.

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